Der Melacturm auf dem Ailenberg

Zwischen Mettingen, Rüdern und Obertürkheim erhebt sich kegelförmig und eng mit Weinreben bewachsen der Ailenberg. Weithin sichtbar steht auf seiner Höhe der Melac- oder Ailenbergturm aus dem 16. Jahrhundert, erbaut aufgrund des Testaments des Esslinger Stadtamtmanns Jos Burkhardt als „Lustheußlin“ oder „Zier der Stadt“. Von hier aus öffnet sich ein schöner Blick über das Neckartal und die umliegenden Weinberge.

Zwei Sagen ranken sich um das geschichtsträchtige Bauwerk. Zum einen spukt hier jedes Frühjahr der Weingeist „Schlurger“ mit Rappeln und Rasseln herum. Desto mehr Krach er macht, umso besser soll das Weinjahr ausfallen. Zum anderen spielt der Melacturm in der Sage um das „Mädchen von Esslingen“ eine Rolle, in der es um nichts anderes als um die Abwendung der Zerstörung der Stadt durch das Franzosenheer des Generals Ezéchiel de Mélac geht. Der machte im Jahr 1688 im Pfälzischen Erbfolgekrieg auch vor der Reichsstadt Esslingen nicht Halt, die er sich als Winterquartier auserkor. Im Goldenen Adler, dem besten Gasthaus der Stadt, fiel ihm die schöne Schankmaid Anna Katharina Haug ins Auge. Er stellte ihr ein klares Ultimatum: entweder bist du mir zu Willen, oder ich brenne deine Stadt ab. Ob sich die verzweifelte Schöne im Melac-Haus auf der Esslinger Burg oder im Melacturm auf dem Ailenberg mit ihrem unfreundlichen Galan getroffen hat, ist nicht ganz klar. Der Ailenbergturm schneidet wegen des Gruselfaktors aber sicher besser ab. Gut vorstellen kann man sich, dass die Wilde Jagd auf dem sturmumtosten Berg Halt gemacht und den Bösewicht gleich mitgenommen hat. Konnte Anna Catharina Esslingens Schicksal wenden? Die Stadt selbst in ihrer ganzen mittelalterlichen Pracht gibt die Antwort.

Der Ailenberg mit seinem Turm und seinen Geschichten kann von Esslingen aus über die Weinberge oder von der S-Bahnstation Obertürkheim in einer mittelschweren Tour erwandert werden. An der Strecke befinden sich Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs.