Evangelische Stiftskirche Bad Boll
Gräfin Berta von Ravenstein aus dem Geschlecht der Staufer, hat um 1140 in Boll eine Kirche gestiftet. Eine romanische Pfeilerbasilika wurde gebaut, ein Kirchenraum mit einem hohen Mittelschiff, niedrigen Seitenschiffen und mit einer flachen Holzdecke. Die Arkaden zeigen die klaren Rundbogen des damaligen Baustils. Bis heute ist diese romanische Basilika in reiner Form erhalten.
Erbaut wurde die Kirche auf den Trümmern eines früheren Gotteshauses. Der Chor dieser Vorgängerkirche wurde als Krypta in Bertas Kirche übernommen. Sie war über Jahrhunderte zugeschüttet und wurde 1951 wieder freigelegt. Durch Bohrungen im Boden der Krypta konnte man feststellen, dass selbst die Vorgängerkirche nicht das erste Gotteshaus an diesem Platz war. Eine Urkunde hilft weiter: In Wiesensteig wurde im Jahr 861 ein Benediktinerkloster gegründet, das im Besitz einer St. Cyriakus-Reliquie war und dessen Kirche diesem Heiligen geweiht war.
Es ist gut möglich, dass bald nach der Klostergründung, noch zur Zeit der Karolingerkaiser am hiesigen Standort eine kleine kirchliche Niederlassung entstand, eine Filiale des großen Klosters mit dem Schutzpatron St. Cyriakus.
Zu Kriegszeiten war die im 12. Jahrhundert errichtete Kirche als einziges aus Stein gebautes Haus eine wichtige Zufluchtsstätte für die Dorfbewohner. Auch der Turm mit seinen 1,5 Meter dicken Mauern und nur schmalen Lichtschlitzen im unteren Teil war Schutzraum bei Gefahr. Erst hundert Jahre nach dem Bau der Kirche wurde er frei neben diese gestellt und seither in seiner Form mehrfach verändert.
Die kleine D-Glocke, die in der Kirche hängt, gehört zu den vier ältesten im Kreis. Sehr kostbar ist auch die große F-Glocke, 1467 gegossen, mit einem wunderbar tiefen Klang.