Historische Arbeitersiedlung Kuchen
Seit 1857 betrieb der Baumwoll-Industrielle Arnold Staub unterhalb des Dorfes Kuchen eine Baumwollspinnerei und -weberei. Mit über 800 Mitarbeitern war sie zu dieser Zeit die bedeutendste ihrer Art in Württemberg. Die industrielle Mustersiedlung Kuchen zählt deshalb zu den interessantesten Anlagen dieser Art in Mitteleuropa.
Um zuverlässige Arbeiter anzuziehen und auch auf Dauer zu halten, ließ Staub nach den Plänen der Architekten Georg Morlock und Leonhard Zeugheer eine Arbeitersiedlung erbauen. Er stattete sie mit für damalige Verhältnisse vorbildlichen und fortschrittlichen Kultur-, Freizeit,- Versorgungs und Gesundheitseinrichtungen aus - ein Novum im Werksiedlungsbau dieser Zeit in Deutschland.
Zu den Einrichtungen gehörten beispielsweise Speise- und Festsäle, wasserdampfbetriebene Aufwärmapparate, die zur Erwärmung des mitgebrachten Essens dienten, eine Schule, eine Bibliothek, Lesezimmer, Versammlungszimmer, ein Kaufladen, eine Apotheke und auch ein Spital. Das Bad und Waschhaus galt als Prunkstück der Arbeitersiedlung mit Schwimmbecken, Dampfbad, Badezimmern, Waschanstalt und Bügelzimmern.
Auf der Weltausstellung in Paris 1867 erhielt Staub für seine Siedlung den Großen Preis mit Goldmedaille und wurde von Kaiser Napoleon III. zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.
Die Siedlung belegt, dass der frühe Arbeiterwohnungsbau zu den wichtigsten Voraussetzungen der modernen Architektur gehört.
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