Marienkirche Owen
Mit ihrer harmonischen Form ist die Marienkirche in Owen ein schönes Denkmal der Hochgotik. Sie gilt als ein Juwel der Kirchenbaukunst. Die klaren ausgewogenen Maße im Innenraum sprechen den Beschauer sofort an.
Wir sehen einen weiträumigen auf 6 mächtigen Rundsäulen ruhenden 3 schiffigen Hallenbau mit östlich angelehnten Chor. Das breite, überhöhte Mittelschiff hat keine eigenen Oberfenster mehr, wie die Basilika. Das Licht strahlt nur durch die Seitenfenster herein und erhöht dadurch die Breitenwirkung. Dies wird ermöglicht, weil die hölzernen Seitenschiffdecken schräg sind; aber die Decke des überhöhten Mittelschiffs flach ist. Maßgebende Fachleute, wie v.Leins, Gradmann, Dr. Schahl, Klemm, Dr. Haßler, Professor Seytter u.a. sehen den besonderen Seltenheitswert der Owener Marienkirche darin, dass sie als eine der allerersten Kirchen in Württemberg als "Staffelkirche" gebaut wurde. Die Staffelhallen sind die für die schwäbische Gotik des 15. Jahrhunderts bezeichnende Übergangsform von der Basilika zur Hallenkirche. Das zeigt den Wandel von der Andachtskirche zur Predigtkirche, die eine schallweite Halle braucht.
Der kostbarste Teil der Kirche zeigt sich im Blick durch den spitzen Triumpfbogen zum Chor. Wenn wir im Langhaus noch das Wuchtige finden, so offenbart sich in diesem Chor das Innige der Spätgotik mit dem feingegliederten Kreuzgewölbe, dessen Rippen auf Konsolen ruhen. Der Chor ist auch in der Außenansicht von großer Schönheit durch die fast völlige Auflösung der Wandlfäche in maßverzierte Spitzbogenfenster und durch die Schlankheit der zwischengestellten Strebepfeiler.
Nördlich angelehnt an den Chor ist ein romanischer Glockenturm mit Klangarkaden aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. Er ist der letzte Rest einer früheren noch älteren Kirche. Sein Baumaterial ist Kalktuff.
Am reichprofilierten Westportal fällt ein Rundfester auf und eine steinerne, sehr verwitterte Madonnenstatue. Diese erinnert an den alten Namen "Unser lieben Frauen Gotteshaus", als Schutzpatronin desselben.
Die mächtige Kirchhofummauerung weist darauf hin, dass wir es mit einer alten Wehrkirche zu tun haben. Sie bildete bei einem feindlichen Angriff die letzte Zuflucht für die Bewohner der Vorstadt.