Ölmühle Jäger in Marbach am Neckar
Mit drei Ölmühlen hatte dieses Handwerk in Marbach am Neckar um die Jahrhundertwende einen Schwerpunkt gebildet. 1906 richtete der Ölmüller Friedrich Jäger in seinem Wohnhaus (von 1706) die erste elektrische Ölmühle der Region ein - heute eine Sehenswürdigkeit.
Dass er nebenbei seine eigene Landwirtschaft betrieb, war typisch für die Situation der selbstständigen Handwerker jener Epoche. Hier wurden unter anderem Raps, Mohn und Bucheckern zu Speiseöl verarbeitet: 5 Pfund Mohn oder 8 Pfund Bucheckern ergaben jeweils einen Liter Öl. Der Import von ausländischen und industriell gefertigten Ölen machte den Ölmüllern immer mehr zu schaffen, so dass auch diese Mühle in den frühen siebziger Jahren stillgelegt werden mußte.
1993/94 wurde sie als technisches Kulturdenkmal restauriert und öffentlich zugänglich gemacht. Sie ist heute die einzige historische und noch funktionstüchtige Ölmühle in der Region.
Alle ihre Maschinen liefen über eine klassische Transmissionsanlage. Wenn Friedrich Jäger sie morgens anwarf, entzog er der ganzen Nachbarschaft für kurze Zeit den Strom.
Der gesamte Produktionsprozess kann heute in der alten Mühle besichtigt werden: zuerst wog der Ölmüller die Ölsaat, dann wurde sie gebrochen, erhitzt und in Bottichen zwischen Rosshaardeckeln gepreßt. Die entstandenen Pressrückstände konnten entweder an das Vieh verfüttert (sogenannter "Ölkuchen") oder weiterverarbeitet werden.
In der Mühle erhält der Besucher auch Informationen über die Geschichte des Gewerbes.
Öffnungszeiten
Letzter Sonntag im Monat:
14:00 Uhr - 17:00 Uhr