Ottilienkapelle Plochingen
Die frühgotische Ottilienkapelle aus dem Jahre 1328 ist das älteste erhaltene Gebäude in Plochingen. Vor der Kapelle an der Kirchmauer befindet sich das bronzene Ottlienbrünnele von Karl Ulrich Nuß von 1978.
Geschichte der Ottilienkapelle in Plochingen
Der damals gerade von Plochingen scheidende Ortsherr Johann von Plochingen kann als Gründer der Kapelle gelten. Sein Wappen, auf das das heutige Plochinger Stadtwappen zurückgeht, ist in der Mitte der Emporenbrüstung zu sehen. Um 1380 wurde das Kirchlein mit je 15 Freskenszenen aus der Geburts- und der Leidensgeschichte Christi ausgemalt, die wohl der große Plochinger Ortsherr Marquardt von Randeck in Auftrag gegeben hat. Um 1432 kam durch Maler der Ulmer Schule ein zwölfteiliger Bilderzyklus über die Ottilienlegende im Chor hinzu. Leider konnten 1928 nur noch sechs Szenen der Fresken im Langhaus fotografiert werden, bevor sie übertüncht wurden. Bei der Renovierung der Kapelle im Jahre 1993 wurden diese sechs Szenen durch den Restaurator Lothar Bohring nachgemalt.
1466 wurde die Kapelle um den westlichen Teil und den Turm erweitert. Hier hängen die beiden ältesten Plochinger Glocken aus den Jahren 1657 und 1668. 1720 wurde bei einer Renovierung der Kapelle das große Deckenwappen des Herzogs Eberhard Ludwig an der hölzernen Flachdecke angebracht. Beachtenswert sind das schöne Kruzifix im Chor und das 1929 von Rudolf Yelin entworfene Chorfenster mit Johannes dem Täufer und Christus. Ein Sensationsfund gelang bei der jüngsten Renovierung 1993: bei Grabarbeiten im Langhaus stieß man auf Teile des ursprünglichen Fußbodens aus den Jahren 1328 und 1466. Die schönen, gemodelten und reich verzierten Terrakottafliesen, die teilweise sogar noch die Originalglasur tragen, waren meist noch in ihrem ursprünglichen Speisbett. Sie sind heute unter einer Panzerglasdecke zu sehen.
Das Ottilienbrünnele
Die Heilige Ottilie lebte im 6. Jahrhundert im Elsaß. Sie war von Geburt an blind und wurde nach der Legende durch das Wasser bei der Taufe sehend. Sie gilt daher als Quellheilige und wird bei Augenleiden angerufen. Einst befand sich am Ort der heutigen Ottilienkapelle ein keltisches Quellheiligtum, dessen Wasser man die Linderung und Heilung von Augenleiden zuschrieb. Daher ist wohl die Heilige Ottilie im 14. Jahrhundert zur Schutzpatronin der Ottilienkapelle erhoben worden. Das Brünnele stellt die Heilige Ottilie mit ihrem besonderen Zeichen, einer aufgeschlagenen Bibel dar, die mit zwei großen Augen - den Augen Gottes - verziert ist. Ihr linker Fuß steht auf einem Lindwurm, dem Symbol für die dunklen Mächte, die sie durch ihren Glauben bezwungen hat. Über ihr schwebt die Taube als Symbol für die Kirche und den Heiligen Geist. Das heutige Quellwasser kommt aus 90 Metern Tiefe aus einer salinischen Bitterquelle und spendet Mineralwasser.